Aussage
Die tägliche Urinausscheidung ist ein Indikator für den Wasserhaushalt des Körpers und die Funktionsfähigkeit der Nieren. Vor allem bei Krankheiten des Herzens und der Nieren ist die tägliche Bilanzierung des Urin-Volumens wichtig.
Das Blutsystem benötigt eine optimale Menge an Flüssigkeit, um die Versorgung aller Gewebe und einen adäquaten Blutdruck zu gewährleisten. Jegliche Flüssigkeitsaufnahme (trinken) und -abgabe (Urin, Stuhl, Schweiß, Atmung) beeinflußt das balancierte System und die Nieren produzieren zum Ausgleich viel oder wenig Urin. Zudem ist der Urin für viele biochemische Abbauprodukte der einzige Weg, um aus dem Körper entfernt zu werden. Wenn nur wenig Urin produziert werden darf, da wenig Blutvolumen vorhanden ist, wird der Urin daher stärker konzentriert.
Ist das Blutvolumen zu groß, so schafft es das geschädigte Herz (Herzinsuffizienz) nicht, das Blut zügig vorwärts zu pumpen. Es staut sich so und führt ggf. zu Lungenwasser (Lungenödem) mit Atemnot bis hin zu lebensbedrohlichen Blutdruckabfällen. Daher werden oft Wassertabletten (Diuretika) verschrieben und das Körpergewicht und die Urinausscheidung sollte regelmässig kontrolliert werden.
Bei krankhafter Funktionsminderung der Nieren (Niereninsuffizienz), ist das Organ nicht mehr in der Lage, ausreichend Urin zu produzieren. Das führt zu vielfältigen, gravierenden Störungen im Körper wie Bluthochdruck, Blutarmut, erhöhtes Calcium und Kalium etc. Im Endstadium muss dialysiert werden (künstliche Niere) und ggf. eine Niere transplantiert werden.
Erhöhte Werte
Bei einem Urinvolumen von über 2000 ml pro Tag spricht man von einer Polyurie. Es können u.a. folgende Ursachen zugrunde liegen:
- hohe Flüssigkeitsaufnahme: Eine hohe Aufnahme von Flüssigkeit muss kompensatorisch über die Nieren wieder ausgeschieden werden.
- Alkohol: Alkohol hemmt die Freisetzung des Hormons ADH im Gehirn, so daß die Nieren mehr Urin als notwendig produzieren.
- Diabetes mellitus: Initialsymptome bei Manifestation des Typ 1 Diabetes sind vermehrte Urinproduktion (da hoher Blutzucker harntreibend wirkt), vemehrtes Durstgefühl, Müdigkeit, Leistungsminderung.
- Herz: Typisch für die Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz) ist der nächtliche Harndrang.
- Medikamente: Wassertabletten (Diuretika)
- Gehirn: Verminderte Freisetzung des Hormons ADHvim Gehirn führt zu erhöhter Urinproduktion (Schwartz-Bartter-Syndrom, Diabetes insipidus)
Erniedrigte Werte
Bei unter 500 ml Urin pro Tag spricht man von einer Oligurie. Dies kann u.a. folgende Ursachen haben:
- Flüssigkeitsverlust: Flüssigkeitsverlust über die Haut (Schwitzen, Verbrenungen, Fieber), den Darm (Durchfall) oder die Atmung führt zu erniedrigten Werten
- Mangelnde Aufnahme von Flüssigkeit: Dursten
- Nieren: Funktionsschäden der Nieren führen zur Niereninsuffizienz mit verminderter Produktion von Urin. Auslöser können direkt Nierenerkrankungen sein oder andere Erkrankungen, die als Komplikation zusätzlich die Niere schädigen (Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Leberkrankheiten, Arteriosklerose etc.).
- Verengungen der Harnwege: Engen der ableitenden Harnwege (Harnleiter, Blase, Harnröhre) führen zum Urinrückstau in die Niere mit Nierenschaden.
- Gehirn: Fehlregulation der Hormone des Wasserhaushalts des Körpers, z.B Syndrom der inadäquaten ADH Sekretion (SIADH)
Referenzbereich
- Normal 800 – 1800 ml/d
- Minderproduktion von Urin = Oligurie < 500 ml/d
- Keine Produktion von Urin = Anurie < 100 ml/d