Aussage
Ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion ist die sogenannte GFR, die glomeruläre Filtrationsrate. Sie beschreibt das Blutvolumen, das pro Minute von einer Substanz im Blut befreit wird. Dieser Vorgang findet in vielen Tausend Untereinheiten im Nierengewebe, sog. Glomerula statt, einer Art Filterstation des Bluts. Bevor das Filtrat aber als Urin in die Harnblase abgeleitet wird, durchläuft es noch komplexe Röhrensysteme, in denen eine Vielzahl an Prozessen stattfindet, u.a. Wasserentzug/Konzentrierung, Regulation der Salze und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten. Nur durch diese genau regulierten Prozesse erreicht es der Körper sein inneres Gleichgewicht zu erhalten.
Sind die Filterstationen nun teilweise defekt und können das Gleichgewicht nicht mehr aufrecht erhalten, so spricht man von einer Niereninsuffizienz. Die schwierige Aufgabe besteht nun darin, einen Blutmarker zu finden, der schon bei leichtem Defekt eine sichere Aussage zulässt. Aufgrund der Komplexität des Systems ist das nur annähernd zu erreichen. Der Marker Kreatinin ist abhängig von Muskelmasse und Geschlecht und zeigt erst einen Anstieg bei einem Verlust der Nierenfunktion von über 50%! Um auch schon vorher eine verlässliche Aussage zu erhalten, kann die Kreatinin-Clearance bestimmt werden. Sie erfordert ein 24h-Sammelurin. In einer Formel werden Urinmenge, Kreatininkonzentration im Urin und im Blut verrechnet und auf die Körpergröße bzw. -oberfläche normiert.
Erhöhte Werte
Bei jeder Form der fortgeschrittenen Nierenschädigung steigt das Kreatinin an. Es kann primär eine Erkrankung der Nieren vorliegen oder eine andere Krankheit schädigt die Nieren sekundär. Davon gibt es sehr viele, so daß hier nur ein Überblick aufgeführt ist:
- Niere: Entzündungen (Glomerulonephritis), Zystennieren
- Medikamente, Gifte: Eine Vielzahl von Medikamenten, Röntgenkontrastmittel und viele Gifte schädigen die Nieren.
- Bluthochdruck: Mit sekundärer Schädigung der Nierengefäße.
- Flüssigkeitsmangel: v.a. bei alten Menschen.
- Bodybuilding: erhöhte Muskelmasse.
- Harnstau
- Muskelquetschungen: z.B. nach Unfall.
- Lebererkrankungen: Bei schweren Lebererkrankungen kann die Niere mitbeteiligt sein (hepatorenales Syndrom).
- Plasmozytom: Proteinablagerungen mit Zerstörung
- Rheumatische Erkrankungen: Lupus erythematodes, Kollagenosen mit Nierenbeteiligung.
- Schock: Sämtliche Schockformen können zur Unterversorgung der Nieren und damit zum Nierenversagen führen.
Erniedrigte Werte
Erniedrigte Werte haben meist keine medizinische Bedeutung. Sie kommen u.a. vor bei:
- Schwangerschaft
- Muskelschwund: Z.B bei alten oder immobilisierten Menschen.
- Untergewicht
Referenzbereich
Die Angabe der Kreatinin-Clearance ist normiert auf die Körperoberfläche von 1.73 m2. Sie steigt bei Kindern altersabhängig an, erreicht bei Erwachsenen ein Maximum und fällt dann natürlicherweise ab ca. dem 40. Lebensjahr um 8 ml/min pro 10 Jahre wieder ab.
- Männer und Frauen: 80 – 160 ml/min