Aussage
Im medizinischen Sinne ist mit Temperatur die Körperkerntemperatur gemeint, die sich nicht auf die Extremitäten, sondern auf die Organe im Körperinneren bezieht. Sie spielt in der Aufrechterhaltung des Körpergleichgewichts eine grosse Rolle, da viele Stoffwechselvorgänge temperaturabhängig sind.
Sowohl körperliche Aktivität und Krankheit als auch ein normaler Tag/Nachtrhythmus bedingen Schwankungen der Temperatur. Im Schlaf fällt sie leicht ab, während sie abends etwas ansteigt. Entzündungen führen zu Fieber aufgrund der Freisetzung von Entzündungsstoffen durch weisse Blutkörperchen (Leukozyten), die zu einer Sollwert-Verstellung im Gehirn führen. Dies stellt eine Reaktion des Körpers auf die Infektion dar und ist als Abwehrmaßnahme zu verstehen. Reine Fiebersenkung durch Medikamente ist in vielen Fällen daher nicht von Vorteil für die Bekämpfung der zugrundeliegenden Krankheit. Die Taktik der Temperaturerhöhung zur besseren Abwehr vor eingedrungenen Schädlingen war evolutionär so erfolgreich, dass das auch bei Fischen und Reptilien zu finden ist.
Ab ca. 43 Grad Celsius werden Proteine funktionslos, der Stoffwechsel ist an vielen Stellen unterbrochen und es kommt zu einem lebensbedrohlichen Zustand. Zur Gegenregulation des Körpers gehört u.a. Schwitzen und Weitstellung der Blutgefäße. Unter 35 Grad Celsius reagiert der Körper mit Kältezittern und Verkleinerung der peripheren Gefäße, was in den Extermitäten kalte, blasse Haut verursacht. Bei weiterem Abfall wird dann der Stoffwechsel verlangsamt. Dies wird sich medizinisch zu Nutze gemacht, z.B. Kühlung des Organs bei Transplantationen oder des ganzen Körpers nach einer Reanimation.
Erhöhte Werte
Ab 38 Grad Celsius Fieber spricht man von erhöhter Temperatur. Dies ist meist durch eine Infektion bedingt, kann aber auch andere Gründe haben. Der Fieberverlauf ist für den Arzt von entscheidender Bedeutung und sollte daher dokumentiert werden!
- Infektion: Jede Art von viraler, bakterieller und parasitärer Infektion kann Fieber hervorrufen. Bakterien erhöhen gleichzeitig meist auch die Leukozyten, Viren meist nicht.
- Autoimmunerkrankung: V.a. bei wiederholt wiederkehrendem Fieber muss man an Erkrankungen denken, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet und so eine sterile Entzündung hervoruft. Dies kann auch nach Organtransplantationen vorkommen (Abstoßung).
- Tumore: Tumorerkrankungen können mit therapie-resistentem Fieber einhergehen. Wiederholte Fieberphasen ohne Ansprache auf fiebersenkende Maßnahmen müssen bei alten Menschen auch an Tumoren denken lassen.
- OPs und Fremdkörper: Nach Operationen kann es zur Infektion der Wundränder oder implantierten Fremdkörpern kommen. Jeder Katheter muss bei Fieber als Infektionsquelle betrachet und entfernt werden. Auch Thrombosen durch Bettlägrigkeit können Fieber auslösen.
- Schilddrüse: Eine Überfunktion der Schilddrüse kann zu Fieber führen.
- Medikamente (sogenanntes drug fever)
Erniedrigte Werte
Erniedrigte Temperaturwerte nennt man Hypothermie. Sie kann u.a. folgende Ursachen haben:
- Exposition des Körpers: Kälte, Wasser
- Schilddrüse: Unterfunktion mit niedrigem Stoffwechselumsatz.
- Mangelernährung
- Schock
- Massentransfusion
MERKE: Reanimationspflichtige, untergekühlte Menschen (z.B. Ertrunkene) sind solange nicht als tot zu erklären bis die Körpertempertur wieder normal ist.
Referenzbereich
Die rektale Messung kommt der Kerntemperatur am nächsten. Unter der Zunge und der Achsel werden meist 0.3 bis 0.5 Grad Celsius niedrigere Temperaturen gemessen.
- < 28 Grad: Schwere Hypothermie
- 28 – 32 Grad: Mittelgradige Hypothermie
- 32 – 35.5 Grad: Leichte Hypothermie
- 35.5 – 37 Grad: Normal, Normothermie
- 37 – 38.5 Grad: Subfebril
- > 38.5 Grad: Fieber